Ein Appell

19.11.2018

Ich bin Rosalie.
Ich bin hier in Bielefeld geboren, aufgewachsen und zur Schule gegangen. Während  meiner Schulzeit sind mir Konflikte durch Rechtspopulismus, fremdenfeindliche Äußerungen oder Abwertungen gegenüber Menschen mit Behinderung fast nie begegnet, bzw. aufgefallen. Ich hatte immer das Gefühl, dass das Miteinander im Vordergrund stehen soll. Aber auch um mich herum, beim „Leben in der Stadt“, habe ich nie wirklich eine Präsenz von ausländerfeindlichen Gruppen wahrgenommen. Und ich finde es auch toll, Bielefeld als bunt und weltoffen beschreiben zu können.
Aber lasst uns doch auch zu anderen Städten schauen. Städte, in denen sich vielleicht nur manche Bürger diesen Beschreibungen zugehörig fühlen, aber nicht direkt die Stadt als Ganze. Lasst uns doch auch dort helfen und uns engagieren, so wie es uns hier auch gelingt. Auf lange Sicht reicht es nicht aus, dass wir hier in Bielefeld die politische Lage für gut befinden, sondern sich in dem Land in dem wir leben, eine weltoffene Willkommenskultur etabliert hat.
                                                                                        

Der Dialog auch mit Menschen, mit fremdenfeindlichen Meinungen darf nicht abbrechen. 


Denn hinter einer Meinung steckt häufig ein Gefühl, welches den Grund erschließt. Und wenn wir über diese Meinungen hinwegsehen, ist das Problem nicht an der Wurzel gepackt. Sie werden sich im Raum unserer Ignoranz Platz verschaffen und sich neue Gründe suchen, um ein solches Weltbild vertreten zu können und zu dürfen.

Im Theater mit dem Ensemble haben wir eine gewisse Reichweite, wenn wir zum Publikum sprechen. Schon häufig ist mir aufgefallen, dass wir in den Menschen im Publikum etwas ausgelöst haben, sei es ein Gefühl oder ein neuer Gedanke. Sowie bei mir auch neue Überlegungen entstanden sind, wenn ich hier auf den Kundgebungen jemandem zugehört habe.
Und ich wünsche mir, dass die Menschen, die als sie selbst über eine Reichweite verfügen, häufiger ihren Standpunkt zum Thema Toleranz und Weltoffenheit kundgeben. Damit wir davon wegkommen, stumm zu sein.
Ich muss zugeben, dass der Begriff „Internationales Jugendensemble“ bei mir immer häufiger in den Hintergrund rückt und das, weil die Menschen, die teilweise aus Kriegsgebieten geflohen sind, mir sehr nah sind, als Menschen, nicht als „Geflüchtete“. Ich weiß an jedem etwas unterschiedliches zu schätzen. Und ich fände es toll, wenn das Kollektiv „die Geflüchteten“ differenziert wird. Damit möchte ich sagen, dass ich mir mehr Menschlichkeit im Kontakt zueinander und in den Augen der sich Gegenüberstehenden wünsche. Lasst uns einander als Menschen begegnen. Mit Freude & Liebe, Kritik, Konflikten aber mit Aufrichtigkeit.


Für das was uns umgibt und was wir ändern möchten, brauchen wir ganz sicher einen langen Atem. Und jetzt appelliere ich vor allem an die Jugend und die, die sich jugendlich fühlen: Wenn nicht wir diesen langen Atem haben,

wer dann?!

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